Am Anfang des Monats wusste ich noch nicht, dass der Blutrote Kelchbecherling (Sarcoscypha austriaca) in den Mittelpunkt meiner fotografischen Aktivitäten rücken würde. Genau genommen wusste ich nicht einmal, dass es den Blutroten Kelchbecherling überhaupt gibt. Und dann stand ich plötzlich an einem Waldweg zwischen einigen dieser intensiv rot gefärbten Pilze. Und natürlich wollte danach herausbekommen, um welche Art es sich handelt.
Eine Internetrecherche ergab, dass es sich um den Blutroten Kelchbecherling handeln könnte. Eine exakte Artbestimmung ist allerdings nur mikroskopisch möglich. So übergab ich einen Fruchtkörper an einen Pilzfachmann, der meine Vermutung, dass es sich um den Blutroten Kelchbecherling handelt, bestätigte.
Der Blutrote Kelchbecherling ist ein Winterpilz. Er wächst auf am Boden liegenden und teilweise verfaulten und bemoosten Zweigen von Laubbäumen. Oft sind diese Zweige gar nicht zu erkennen, da sie vom letztjährigen Herbstlaub bedeckt sind.
Um den Blutroten Kelchbecherling zu fotografieren, musste ich mich somit in Bodennähe begeben. Zum Stabilisieren der Kamera habe diese auf ein Ministativ montiert oder auf einen Bohnensack aufgelegt.
Das Herbstlaub wurde zu einer Herausforderung bei der Bildgestaltung. Licht und Schatten beziehungsweise eine feuchte und mehr oder weniger trockene Blattseite bilden starke Kontraste und führen zu einem unruhigen Hintergrund. Viele Fotos sind aus diesem Grund mit recht weit geöffneter Blende entstanden.
Für einige Aufnahmen des Blutroten Kelchbecherlings legte ich die Kamera direkt auf den Waldboden. Ein Folienstück verhinderte dabei, dass die Kamera direkt mit dem feuchten Laub und Boden Kontakt hat. Das Laub wird jetzt zu einem unscharfen Vordergrund, hinter dem sich die Blutroten Kelchbecherlinge verstecken.
Es ist immer wieder spannend, mit dem Lupenobjektiv ein Objekt zu scannen. Man entdeckt Fotomotive, die das Auge ohne das Lupenobjektiv kaum findet.
Der Blutrote Kelchbecherling hat in Deutschland seinen Verbreitungsschwerpunkt im Süden. Er scheint sich aber zunehmend nach Norden und Osten auszubreiten. Aus dem nördlichen Niedersachsen sind bisher nur wenige Fundorte bekannt. Aus dem Landkreis Harburg ist der Blutrote Kelchbecherling bisher nicht bekannt. Somit ist mein Fund der Erstnachweis für diesen Landkreis.