Fünf Kilometer südlich der südfranzösischen Stadt St. Martin de Crau, unmittelbar am Übergang zur Schottersteppe "Crau", fließt der Canal de Vergieres, ein extensiv genutzer Bewässerungsgraben. Das ein bis zwei Meter breite Fließgewässer ist ein Hotspot für Odonatologen. Über 40 verschiedene Libellenarten wurden auf rund einem Kilometer Fließstecke nachgewiesen.
Ich war im Juni vier Tage in der Gegend und habe viele Stunden am Canal de Vergieres zugebracht. Bei deutlich über 30°C und ohne schattenspendende Bäume ein schweißtreibendes Unterfangen. Der Wind, der zeitweise sehr böig war, machte aus der Libellenfotografie eine richtige Herausforderung.
Die Prachtlibellen, es kommen zwei Arten vor (Bronzene und Gebänderte Prachtlibelle), sind morgens als erstes aktiv. Kaum ist die Sonne aufgegangen, tauchen diese beiden Kleinlibellenarten in großer Zahl auf und sonnen sich auf exponierten Pflanzenteilen.
Sucht man um diese Zeit aufmerksam die gewässerbegleitenden Brombeersträucher ab, wird man schnell die Große Zangenlibelle finden, die hier auch sehr zahlreich vorkommt. Mit etwas Glück sind die Flügel noch mit Tau bedeckt. Es dauert nicht lange, dann wird auch die Große Zangenlibelle aktiv und ist dann überall im und am Graben zu finden.
Am Canal de Vergieres dominieren die Großlibellen. Die Große Königslibelle, der Kleine und der Südliche Blaupfeil, der Spitzenfleck, die Feuerlibelle und die Keilflecklibelle waren regelmäßig zu sehen. Die Zweigestreifte Quelljungfer, die Gelbe Keiljungfer und die Kleine Zangenlibelle erschienen unregelmäßig am Graben oder nur in kleiner Zahl, so dass man nach ihnen suchen musste. Einmal konnte ich auch die Kleine Königslibelle entdecken.
Von den Kleinlibellen konnte ich neben den schon genannten beiden Prachtlibellen die Weisse Federlibelle, die Große Pechlibelle und die Helm-Azurjungfer finden.
Am späten Nachmittag wurde das grabenbegleitende Gebüsch von der Rückseite besonnt. Hier hielten sich bei nicht mehr so hartem Licht viele Libellen auf und ergaben schöne Fotomotive.
Für die Aufnahmen wurde ein 180mm Makroobjektiv sowie eine Bridgekamera mit Makrovorsatz eingesetzt.