Seit vielen Jahren suche ich einen Angelsee auf, um dort Libellen zu fotografieren. Auf den Blättern der üppig wachsenden Teichrosen sitzen Große Granatauge, in der Ufervegetation fliegt die Blaue Federlibelle in großer Zahl. Hinzu kommen viele Heidelibellen und Mosaikjungfern.
Bei meinem ersten Besuch im Jahr 2022 sah alles anders aus. Aus mir unbekannten Gründen war der Wasserstand signifikant gesunken und später im Jahr war nur noch der blanke Gewässergrund und schmale Arme des Bachs, der den Angelsee durchfließt, sichtbar.
Ein vollkommen anderer Anblick bot sich im Sommer dieses Jahres: Der Gewässergrund des Angelsees war mit einem dichten Teppich von Binsen, Seggen und Rohrkolben bedeckt. Dazwischen schlängelte sich die Arme des Baches und es gab einen kleinen Flachwasserbereich. Ich wurde neugierig und entdeckte bei mehreren Fotoexkursionen eine Vielzahl von Makromotiven in diesem neu entstandenen Biotop.
Im Uferbereich dieses neuen Biotops wuchsen wenige Exemplare der Schwanenblume (Butomus umbellatus). Mit über einem Meter Höhe werden die Schwanenblumen werden recht groß. Die Blüten sind in Dolden angeordnet, wobei die einzelnen Blüten am Ende eines dünnen, bis zu 10 cm langen, Stiels sitzen.
Die Schwanenblume ist ein attraktives, aber gleichzeitig kein einfaches Fotomotiv. Auch wenn die Schwanenblumen häufig einzeln stehen, ist es schwierig, sie in voller Größe ohne unruhiges Umfeld abzulichten. Die Größe der Pflanze und die langen Blütenstiele machen das Motiv zudem windanfällig.
Ich persönlich mag es nicht, wenn der Pflanzenstängel am Bildrand abgeschnitten wird und versuche dieses durch Einbinden des Vordergrundes oder durch gezielte Auswahl des Schärfeverlaufs bei der Bildkomposition zu verhindern. Nicht immer gelingt es.
Innerhalb von einem Jahr hat sich in dem ehemaligen Angelsee eine vielseitige Flora mit unterschiedlichsten Farben und Formen entwickelt. Schon wenn man am Ufer steht, fällt der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) auf, der große Flächen erobern konnte. Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) hat in der kurzen Zeit eine Wuchshöhe von einem halben Meter erreicht. Dazwischen blüht der Blutweiderich (Lythrum salicaria) mit seinen lilaroten Blüten und stellenweise auch mit einer Höhe von zwei Metern das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera).
Auch über einen Meter hoch und große Flächen bedeckt der Schwarzfrüchtige Zweizahn (Bidens frondosa). Aufgrund seiner kleinen gelben Blüten ist die Art trotzdem ziemlich unauffällig. Bei genauem Hinsehen entdeckt man dazwischen niedrig wachsende Pflanzenarten, wie zum Beispiel das Sumpf-Helmkraut (Scutellaria galericulata) oder den Einfachen Igelkolben (Sparganium emersum).
Hilfreich bei meinen Fotoexkursionen war, dass es meist recht windstill war. So konnte ich auch von hohen Pflanzen Detailaufnahmen machen, ohne diese mit Pflanzenklammern fixieren zu müssen.
Der Kleine Blaupfeil (Orthetrum coerulescens) besiedelt vornehmlich Gewässer, die fließendes Wasser aufweisen. Oft sind es nur flache Rinnsale. Ich war somit nicht überrascht, diese hübsche Libelle an den schmalen Bacharmen zu finden. Der Kleine Blaupfeil ist ein schönes Fotomotiv für morgendliche Exkursionen. Die Libellen übernachten in der Nähe des Gewässers und sind recht zuverlässig zu finden. Bei geeigneten Bedingungen mit Tau bedeckt.
Neben dem Kleinen Blaupfeil entdeckte ich bei meinen morgendlichen Fotoexkursionen die Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes), die Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus) sowie die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) und die Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum). Die Südlichen Binsenjungfern zeigten wenig Scheu und es gelangen sogar Porträts mit dem 65 mm Lupenobjektiv.
In meinem vorigen Bericht (Naturfotografie am Heidebach) habe ich kurz die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) vorgestellt. Auch an den Bacharmen in dem ehemaligen Angelsee flog diese große Libellenart.
Ende August, spätestens in der ersten Septemberhälfte endet die Flugzeit der Zweigestreiften Quelljungfer. Ich war überrascht, dass die Art in der zweiten Augusthälfte noch regelmäßig und auch meist mit mehreren Exemplaren (mehrfach sah ich drei Männchen gleichzeitig) aktiv war.
Während der Flugpausen wählten die Männchen oft die Blätter des Breitblättrigen Rohrkolbens als Ansitz. Seltener saßen sie an Binsen oder dem Indischen Springkraut. Offensichtlich können die Zweigestreiften Quelljungfern die Stabilität des ausgewählten Ansitzes nicht einschätzen. Häufig beobachtete ich Landeversuche an Binsen, welche sich dann durch das Gewicht der Libelle bogen, worauf diese dann weiterflog.