Der Nickende Zweizahn geriet eher zufällig in den Fokus meines fotografischen Interesses. In einem ausgetrockneten Wiesentümpel entdeckte ich einen großen Bestand dieses Korbblütlers und erst beim Bestimmen der Art wurde mir bewusst, dass der Nickende Zweizahn zwei Gesichter hat: Es gibt Pflanzen mit gelben Zungenblüten und andere, denen diese Zungen fehlen.
In Europa ist der Nickende Zweizahn weitverbreitet und an Teichen, Sümpfen und Mooren zu finden. Während die Pflanzen mit den gelben Zungenblüten sehr auffällig sind, fallen die Exemplare ohne diese Zungen trotz der Größe von bis zu einem Meter erst bei genauem Hinschauen auf.
Lange Zeit war das 180er-Makroobjektiv mein Standardobjektiv für Makrofotos. Wenn ich Libellen, Heuschrecken und andere Insekten fotografiere, ist das auch aktuell noch so. Bei nichtflüchtigen Motiven wie z. B. Pflanzen oder Pilze nutze ich inzwischen aber überwiegend ein 2,8/100 mm Makroobjektiv.
Hauptgrund für die Wahl des 100er-Makroobjektives ist die höhere Lichtstärke. Die größte Blendenöffnung f/2,8 100 mm erlaubt kürze Belichtungszeiten (wichtig bei Wind) und schafft eine geringere Tiefenschärfe, wodurch das Hauptmotiv besser vom Vorder- und Hintergrund separiert werden kann. Und nicht ganz unwichtig: das geringere Gewicht.
Wenn ich nicht soweit laufen muss und der Fotorucksack etwas schwerer sein darf, packe ich oft das eine oder andere alte, manuelle Objektiv ein. Diese liefern zwar nicht die Schärfe aktueller Objektive, haben aber bei geöffneter Blende einen ungewöhnlichen Schärfeverlauf und sorgen für einen interessanten Hintergrund.
Ein interessantes Objektiv ist das Telefogar 90mm f/3.5. Ich habe dieses vor ein paar Jahren auf einem Flohmarkt gekauft. Die Naheinstellgrenze liegt bei 1,5 m, sodass das Telefogar in der Makrofotografie ohne Zwischenringe nicht zu gebrauchen ist. Auch montiert man den für die Aufnahmedistanz geeigneten Zwischenring nicht. Es ist etwas fummelig, aber wenn die richtige Kombination gefunden ist, macht das Fotografieren mit dem Telefogar 90mm f/3.5 richtig Spaß.
Ich mag es, wenn beim Fotografieren von Pflanzen der Stängel einer Blume nicht einfach am unteren Bildrand abgeschnitten wird. Gerade bei hoch wachsenden Pflanzen wie dem Nickenden Zweizahn ist es oft nicht einfach, abgeschnittene Stängel zu vermeiden.
Ich suche in diesem Fall Pflanzengruppen und wähle ein Motiv in "zweiter Reihe". Dann kann man die vorne wachsenden Pflanzen bei offener Blende zu einem unscharfen Vordergrund verschwimmen lassen, aus denen das Hauptmotiv herauswächst. Auch durch geschickten Platzierung von Blättern in der Bildkomposition kann ein abgeschnittener Stängel vermieden werden. Oder man lässt den Stängel bei offener Blende nach hinten in der Unschärfe verschwinden.
Manche Fotomotive entstehen zufällig. Beim Fotografieren des Nickenden Zweizahns gegen die tiefstehende Morgensonne entstand durch die extremen Kontraste eine Aufnahme, in der nur noch sehr helle und sehr dunkle Bereiche vorkommen. Ein farbiges Schwarzweißfoto.