Im Juni 2018 berichtete ich an dieser Stelle von einem zufällig entdeckten Fundort der Östlichen Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons) in der Lüneburger Heide (Unverhofft kommt oft: die Östliche Moosjungfer). Die Anzahl der seinerzeit beobachteten Exemplare ließen auf einen für Niedersachsen guten Bestand schließen.
Bis in den August 2018 konnte ich das Vorkommen der Östlichen Moosjungfer mehrfach besuchen und fotografieren. Das letzte Exemplar, ein Weibchen, fand ich am 16. August. Eine von insgesamt nur zwei Begegnungen, bei denen ich die Östliche Moosjungfer auf dem Boden sitzend fand.
Schon die anhaltende Trockenheit des Sommers 2018 ließ den Wasserstand des Gewässers dramatisch sinken. In 2019 setzte sich diese Entwicklung fort und Mitte Juli war die verbliebene Wasserfläche weit vom ursprünglichen Ufer entfernt. Es gab in dem restlichen Wasserkörper weder Unterwasserpflanzen noch ufernahe Vegetation. Die Suche nach der Östlichen Moosjungfer gestaltete sich schwierig. Ich entdeckte lediglich drei Männchen. Im Jahr darauf, 2020, suchte ich dann vergeblich nach der Art.
Der Fund eines Männchens am 10. Juni 2021 belegte dann zumindest, dass die Östliche Moosjungfer an diesem Heidegewässer noch nicht ganz verschwunden war.
Am 24. Juni 2022 suchte ich das Gewässer in der Lüneburger Heide erstmalig in diesem Jahr auf. Kaum angekommen, die große Überraschung: ein Paarungsrad der Östlichen Moosjungfer. Schnell zeigte sich, dass es nicht das einzige war.
Die Östliche Moosjungfer flog zahlreich, oft sah ich mehrere Exemplare gleichzeitig. Einmal saßen drei Paarungsräder nah beieinander, dazu noch zwei Männchen.
Weibchen waren , wie schon im Juni 2018, ausschließlich in Paarungsrädern zu finden.
Der 19. Juli 2022 wurde als vorläufiger Höhepunkt der Hitzewelle mit Höchstwerten von 34 bis 38 Grad angekündigt. Als ich das Gewässer in der Lüneburger Heide gegen 7 Uhr erreichte, zeigte das Autothermometer 20 °C. Der Gewässerrand mit den üblichen Aufenthaltsorten der Östlichen Moosjungfer lag bei Ankunft noch im Schatten, während die ufernah im Wasser stehenden Binsen und Seggen bereits von den ersten Sonnenstrahlen erreicht wurden.
Schnell zeigten sich in dem besonnten Bereich Aktivitäten der Östlichen Moosjungfer. Die ersten Männchen flogen kurz nach 7 Uhr, die erste Paarung bemerkte ich gegen 7:30 Uhr und noch vor 8 Uhr kam es zur ersten Eiablage. Zu dieser Zeit waren außer der Östlichen Moosjungfer fast keine anderen Großlibellen aktiv.
Im August besuchte ich das Gewässer zweimal. Die Abundanz der Östlichen Moosjungfer war inzwischen merklich zurückgegangen. Dafür fand ich jetzt auch einzelne Weibchen. Vermutlich gab es jetzt nicht mehr genügend Männchen im Uferbereich, um mit den auftauchenden Weibchen sofort Paarungsräder zu bilden.
Auffällig war, dass die Östlichen Moosjungfern bei Bewölkung die Aktivitäten mehr oder weniger einstellten. Das geschah schon bei dünnen Schleierwolken.
Neben dem 180er-Makroobjektiv habe ich noch mit einem 150-600 mm Telezoom fotografiert. Bei dem Telezoom montierte ich einen Zwischenring zwischen Kamera und Objektiv, um die Naheinstellgrenze zu verkürzen, montierte die Kombination auf einem Dreibeinstativ.
Totgesagte leben länger. Dieses Sprichwort scheint auch auf das Vorkommen der Östlichen Moosjungfer in der Lüneburger Heide zuzutreffen. Auch wenn das Jahr 2022 erneut sehr trocken ist, hat das Fortpflanzungsgewässer der Östlichen Moosjungfer bisher noch einen guten Wasserstand. Hoffentlich bleibt es dabei.