In einem Waldstück unweit meines Wohnortes fand ich einen abgestorbenen Buchenstamm, der großflächig mit dem Orangeroten Kammpilz (Phlebia radiata) überzogen war. Zunächst sah der flach auf dem Substrat wachsende Pilz nicht nach einem attraktiven Fotomotiv aus. Bei genauem Hinsehen entdeckte ich Lamellen, Verdickungen und Auswüchse, die an Berge und Vulkane erinnern. Meine fotografische Neugier war geweckt.
Der Orangerote Kammpilz ist ein Fotomotiv für die Wintermonate. Er wächst ab Oktober in Laubwäldern auf Totholz und ist vor allem bei feuchter Witterung recht häufig. Der Kammpilz wächst flächig auf abgestorbenem Laubholz und kann bei ausreichend Platz Fruchtkörper von 30 cm und mehr ausbilden.
Der Fruchtkörper des Orangeroten Kammpilzes ist sehr farbvariabel. Zwischen blassem Rosa und intensivem Orange hat der Kammpilz ein breites Farbenspektrum im Angebot.
Das Wetter war im November meist nasskalt und trübe. Über die Lichtverhältnisse brauchte ich mir somit keine Gedanken zu machen: Es war fast immer bedeckt. Ich hatte stets weiches Licht und eine gleichmäßige Ausleuchtung. Für meine Fotoexkursionen wählte ich Stunden mit Nieselregen oder nach Regenfällen. Feuchte Oberflächen bringen Reflexionen und Glanz in das Bild.
Bei allen Fotos war die Kamera auf einem Dreibeinstativ montiert. Ich fotografiere zwar fast immer mit Stativ, in diesem Fall waren die Belichtungszeiten nach dem Abblenden allerdings so lang, dass es ohne Stativ gar nicht gegangen und alle Aufnahmen verwackelt wären.
Aufgrund der Größe des Orangeroten Kammpilzes habe ich vom Weitwinkel- bis zum 100 mm Makroobjektiv unterschiedlichste Brennweiten genutzt. Spannend wurde es mit dem Lensbaby Sweet 35mm. Dieses Objektiv bietet einen selektiven Fokus und drumherum viel Unschärfe. Das Fokussieren ist allerdings Fummelarbeit und etwas zeitaufwändig.
Das 65 mm Lupenobjektiv ermöglicht eine völlig andere Sicht auf den Orangeroten Kammpilz. Bei einem Abbildungsmaßstab von 2:1 oder noch etwas größer bietet der Pilz verblüffende Details. Manches erinnert an Bernstein, Muscheln oder Tropfsteine.
Ich montierte das Lupenobjektiv auf einen Makroschlitten und diesen wiederum auf ein Dreibeinstativ. So konnte ich mich Millimeter für Millimeter dem Motiv nähern und den Schärfebereich exakt festlegen.
Beim Fokusstacking kann man Fotos mit ungewöhnlich hoher Schärfentiefe erzeugen. Dazu werden zunächst mehrere bis viele Fotos mit unterschiedlichem Fokuspunkt erzeugt und diese dann entweder in der Kamera oder später am PC mit einer dafür konzipierten Software zu einem Bild mit hoher Schärfentief verrechnet.
Das nebenstehende Foto entstand durch kamerainterne Verrechnung (Canon EOS R7).