Meine erste Begegnung mit der Zinnober-Raubfliege (Choerades ignea) hatte ich Ende August in einem lichten Kiefernwald. Auf einem Totholzzweig saß ein großes Raubfliegenweibchen. Ich dachte zunächst an die Gelbe Mordfliege (Laphria flava), erkannte dann aber schnell, dass ich damit falsch lag: Es handelte sich um die Zinnober-Raubfliege.
Intensives Absuchen dieses Kiefernwaldes im Landkreis Heidekreis führte nur zu wenigen weiteren Begegnungen und einer nur geringen Fotoausbeute. Mehr Glück hatte ich kurze Zeit später, als ich in einem ebenfalls lichten Kieferwald im Landkreis Lüneburg eine weiteres, diesmal individuenstarkes, Vorkommen der Zinnober-Mordfliege fand. Mehrfach entdeckte ich vier Individuen gleichzeitig an demselben Kieferstamm sitzend, einmal sogar fünf.
Meist saßen die Zinnober-Mordfliegen an Kiefern, mit dem Kopf nach unten, in 50 bis 150 cm Höhe. Seltener fand ich die Tiere am Boden oder auf am Boden liegendem Totholz. Von ihrem Ansitz beobachten die mit einem hervorragenden Sehermögen ausgestatteten Raubfliegen die Umgebung und warten, einem Wegelagerer gleich, auf Beute, die sie im Flug ergreifen und dann aussaugen. Für den Menschen sind Raubfliegen ungefährlich.
Schon bald hatte ich soviel Übung, dass ich sitzenden Zinnober-Mordfliegen aus drei bis vier Metern Entfernung erkennen konnte. Bei dann vorsichtiger Annäherung gelang es meistens, sich den Tieren auf Fotodistanz zu nähern.
Mehrfach habe ich auch Paarungen entdeckt. Dabei stellte ich fest, dass die Tiere nie über eine längere Zeit still saßen und immer wieder krabbelnd eine Positionsveränderung vornahmen.
Die Aufnahmen entstanden größtenteils mit dem 180mm Makroobjektiv, desweiteren kam ein 60mm Makro, bei den Portraits das 65mm Lupenobjektiv sowie die Olympus TG5 zum Einsatz. Fast immer habe ich von einem Dreibeinstativ fotografiert. Um die Kontraste bei starker Mittagssonne zu mindern, setzte ich eine einfache, transluzente Plastikfolie ein.